2. Weihnachtsfeiertag (26. Dezember 2024)
Römer 1,1-7
IntentionPaulus und seine Adressaten – heute: wir – sind von Jesus Christus zum Glauben berufen. Im Mittelpunkt steht die Freudenbotschaft Gottes: erfüllt im Herrn Jesus Christus. Das Bekenntnis zu ihm als wirklichem Menschen und wahrem Gott wird entfaltet. Es ist die Grundlage für Dank und Anbetung, für Respekt gegenüber jedem Menschen und für Christtagsfreude zum Mitnehmen.
Besonderheit des Menschen JesusLiebe Gemeinde, an Weihnachten steht die Nachricht im Mittelpunkt, dass Gottes Wort ein Mensch aus Fleisch und Blut wurde: ein Mensch wie Du und ich und alle Menschen. Aber mit einer Besonderheit: Nur in Jesus Christus zeigt sich Gott selbst. Alle anderen Menschen sind dagegen (wir erleben es täglich) verstrickt in Selbstsucht und Gier.
Das Heilige ChristfestAus diesem Grund ist Jesu Geburt eine ganz einmalige Sache. Weltweit feiern Christen heute Weihnachten. Weihnachten ist buchstäblich das Jesus-Christus-Fest. Generationen vor uns sprachen deshalb mit besonderem Respekt vom „Christfest“ oder vom „Christtag“ und weniger von „Weihnachten“.
Der Apostel Paulus und Jesu GeburtBei der Geburt Jesu war der Apostel Paulus nicht dabei. Trotzdem schreibt er von den Folgen von Jesu Geburt alle Menschen. Am Beginn des Römerbriefs stellt Paulus sich und sein Evangeli-um vor.
Beginn des RömerbriefsEr schreibt: „Paulus, ein Knecht Christi Jesu, berufen zum Apostel, ausgesondert zu predigen das Evangelium Gottes, das er zuvor verheißen hat durch seine Propheten in der Heiligen Schrift, von seinem Sohn, der geboren ist aus dem Geschlecht Davids nach dem Fleisch, der eingesetzt ist als Sohn Gottes in Kraft nach dem Geist, der da heiligt, durch die Auferstehung von den Toten – Jesus Christus, unserm Herrn. Durch ihn haben wir empfangen Gnade und Apostelamt, den Gehorsam des Glaubens um seines Namens willen aufzurichten unter allen Völkern, zu denen auch ihr gehört, die ihr berufen seid von Jesus Christus. An alle Geliebten Gottes und berufenen Heiligen in Rom: Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus!“
Einander unbekanntAls Paulus seinen Brief schreibt, ist er für die römische Gemeinde unbekannt. Aus diesem Grund stellt er sich zuerst vor. Er will ja später zum Predigen nach Spanien weiterreisen, und zwar über Rom. Auf dem Weg dorthin will er die römische Gemeinde persönlich kennenlernen und vorübergehend bei ihr unterkommen. Deshalb stellt sich Paulus zuerst vor.
Gestatten: Ich bin PaulusGestatten, ich bin Paulus: ein „Knecht Christi Jesu, berufen zum Apostel, ausgesondert zu predigen das Evangelium Gottes“. Mit dieser dreifachen Charakterisierung sagt der Apostel, wer er ist. Erstens gehört er zu „Jesus Christus“ und steht in seinen Diensten: Paulus ist ein Christ. Zweitens wurde er zum „Gesandten“ Jesu Christi, zum Prediger im Überland-Verkündigungsdienst, „berufen“. Mehr noch, er wurde zu diesem Dienst – drittens – „ausgesondert“ von klein auf so wie ein Prophet.
Zum Apostel berufenZu den Berufenen gehören auch die Christen in Rom: „zu denen auch ihr gehört, die ihr berufen seid von Jesus Christus“, schreibt Paulus ihnen. Verfasser und Adressaten des Briefes sind beide von Jesus Christus zum Glauben berufen.
Von Jesus Christus berufenAuch jedes einzelne Mitglied dieser Gemeinde hier und heute ist „berufen von Jesus Christus“ – so wie jedes Mitglied der weltweiten christlichen Kirche. Du, ich, wir: Jeder Einzelne von uns ist von Jesus Christus berufen. In der Taufe hat sich Gott zu jedem Kirchenmitglied bekannt und ihm gesagt: „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen. Du bist mein.“ Nicht zufällig erinnert das „Fürchte dich nicht“ an das „Fürchtet euch nicht“ an die Hirten von Betlehem.
Zum Glauben berufenLassen Sie uns diese schöne Gewissheit mitnehmen vom heutigen Gottesdienst: Du, ich, wir: Wir alle sind vom dreieinigen Gott berufen zu einem Leben im Glauben, in der Liebe und in der Hoffnung. Das Leben der Christinnen und Christen ist wie ein Licht. Es strahlt in die Umgebung ab und macht sie hell – wie die Weihnachtsbäume, die es mitten im dunklen Winter hell machen. Warum ist das so? Weil Du, ich, wir von Jesus Christus zu einem Leben in Glaube, Liebe und Hoffnung berufen, beschenkt und begabt sind. Paulus ging vor uns diesen Weg.
Die Freudenbotschaft GottesKern und Stern der Botschaft des Paulus, seine „Freudenbotschaft“ ist „das Evangelium Gottes, das er zuvor verheißen hat durch seine Propheten in der Heiligen Schrift“. Genauer übersetzt: „in den heiligen Schriften“. Warum in der Mehrzahl? In der Hebräischen und Griechischen Bibel werden die biblischen Rollen bzw. Bücher einzeln gezählt; also zum Beispiel die Propheten Jesaja oder Micha oder auch das Psalmenbuch.
Erfüllt im Herrn Jesus ChristusViele Verheißungen Gottes in den alttestamentlichen Schriften haben sich im Herrn Jesus Christus erfüllt. In zwei Sätzen konkretisiert der Apostel Paulus „das Evangelium Gottes von seinem Sohn“: Nämlich erstens, „der geboren ist aus dem Geschlecht Davids nach dem Fleisch“, und zweitens „der eingesetzt ist als Sohn Gottes in Kraft nach dem Geist, der da heiligt, durch die Auferstehung von den Toten“.
Geboren aus dem Geschlecht DavidsErstens also: „der geboren ist aus dem Geschlecht Davids nach dem Fleisch“. Vor seinem Tod erhielt König David folgende Verheißung Gottes: Wenn du gestorben bist, dann „will ich dir einen Nachkommen erwecken, der von deinem Leib kommen wird; dem will ich sein Königtum bestätigen.“
Erwarteter König IsraelsDiese Erwartung wird in Jesus erfüllt. Jesus ist der endzeitliche König, der zum Heil gesalbte Messias, aus dem Haus Davids. Darum steht in der Todesstunde Jesu über seinem Kreuz „der König der Juden“ geschrieben.
Für die Christenheit ist Jesus von Anfang an nicht nur der „König der Juden“, sondern der König über die ganze Welt, mehr noch: über die gesamte Schöpfung. Denn er ist eingeborener „Sohn Gottes“, des Schöpfers.
Eingesetzt als Sohn GottesUnd zweitens: Jesus „ist eingesetzt als Sohn Gottes in Kraft nach dem Geist, der da heiligt, durch die Auferstehung von den Toten“. Auferstehung heißt: „Gott hat Jesus von den Toten auferweckt“. Nach seiner Rettung aus dem Tod wurde Jesus „eingesetzt als Sohn Gottes in Kraft“. Rettung und Einsetzung erfolgten in der Kraft des Heiligen Geistes, „der lebendig macht“. Mit dem Beginn der Totenauferweckung greift die messianische Herrschaft Jesu weit über die Erwartung eines irdischen Friedensreichs hinaus.
Hoffnung auf Auferweckung der Toten„Eingesetzt als Sohn Gottes“ besagt: Jesu messianische Herrschaft zielt auf die Überwindung des Todes. Der Tod ist die Bedrohung alles Lebendigen, der Schrecken dieser Welt. Zugespitzt formuliert: Mit Jesus beginnt die endzeitliche Auferstehung der Toten. Mit ihm wird der Tod buchstäblich überwunden.
Geburt und Einsetzung des Messias JesusJesu Geburt – was für eine unglaublich starke und hoffnungsvolle Aussage! Heute bekennen und predigen auch wir die Freudenbotschaft Gottes von seinem Sohn, nach seiner menschlichen Herkunft ein Nachkomme Davids. Gott hat ihm durch die Auferstehung von den Toten die Vollmacht verliehen, als sein Sohn zu herrschen. Heute bekennen und predigen deshalb auch wir „Jesus Christus, unseren Herrn.“
Älteste Weihnachts- und OsterüberlieferungNach allem, was wir wissen, haben wir hier den ältesten überlieferten Wortlaut des Weihnachtsevangeliums: die älteste Verkündigung von der Geburt Jesu Christi. Theologische Wissenschaftler sagen, Paulus habe diese doppelte Formulierung nicht selbst erdacht, sondern sie in den Gemeinden bereits vorgefunden. Als Geburt des Menschensohnes Jesus reden wir davon am Christfest. Als Einsetzung des Gottessohnes sagen wir das am Osterfest.
Furchtlosigkeit und HoffnungWelche Konsequenzen hat diese Freudenbotschaft für unser Leben? Ich sehe mehrere Aspekte. Die Freudenbotschaft Gottes macht uns furchtlos im Umgang mit Leid und Schmerz, Lebensende und Trauer. So können wir ehrlich mit diesen Themen umgehen, die wir sonst so gern meiden. Dafür können wir von Herzen dankbar sein. Und fröhlich ins Leben gehen, Gott loben und ihn preisen – wie die Hirten damals in Bethlehem. Aus dieser Freude erwächst eine menschen-freundliche und zugewandte Haltung: Wir begegnen jedem Menschen mit Respekt, weil auch der Sohn Gottes als Kind in die Welt gekommen und Mensch geworden ist.
Christtagsfreude zum MitnehmenUnsere Freude über Jesu Geburt als Mensch ist echte und tragfähige Christtagsfreude. Hoffentlich finden Sie heute in diesem Gottesdienst diese Christtagsfreude – zum Mitnehmen nach Hause. Ich bin überzeugt: Diese Freude trägt uns noch weit ins Neue Jahr hinein. Amen.
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